Dirk Brendler:
Uniformierung und Ausrüstung der sächsischen Armee um 1745
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 Artillerie

 

Während der Schlesischen Kriege wurde die sächsische Artillerie häufig eingesetzt. Die Struktur der Artillerie war in dieser Zeit häufigen Änderungen unterworfen, so dass für das Jahr 1745 keine exakte Aussage getroffen werden kann.

 

Seit 1730 wurde die Artillerie in ein Artilleriebataillon mit drei Kanonierkompanien sowie einer vierten Kompanie, bestehend aus Mineuren, Pontonieren und Handwerkern, gegliedert.  Eine solche Kompanie setzte sich wie folgt zusammen:

 

1 Kapitän, 1 Premierleutnant, 1 Sousleutnant, 1 Stückjunker. 
1 Kanoniersergeant, 3 Kanonierkorporale, 1 Feuerwerkskorporal, 9 Feuerwerker,  2 Kanoniertamboure, 36 Kanoniere.
Insgesamt: 56 Mann                 

                  

Jeder Kanonierkompanie war noch eine Füsilierkompanie mit  je 85 Mann zugeteilt. Die Füsiliere übernahmen die Geschütznahverteidigung und wurden zu Hilfsdiensten beim Geschützdienst herangezogen. Zur damaligen Zeit war es durchaus üblich, das die Hälfte der Geschützbedienung aus Füsilieren bestand, zeitweise wurden auch Infanteristen zur Auffüllung des Artilleriepersonals genutzt.

 

Die im Jahre 1745 eingesetzten Geschütze bestanden aus 3-, 6- und 12-pfündigen Kanonen und aus 8-, 16-, und 24-pfündigen Haubitzen (sogenannte Feldgeschütze). Die 3-pfündigen wurden als leichte Regimentsstücke bei der Infanterie eingesetzt und waren in der Regel vor den Regiments- bzw. Bataillonszwischenräumen platziert. Die Aufgabe der Regimentsstücke bestand darin, mit der Infanterie feuernd vorzugehen und diese somit im Angriff zu unterstützen. Die Geschützentfernungen lagen allgemein bei 500 bis max. 1000 Schritt. Als Munition wurden für die Kanonen eiserne Vollkugeln von 1,4 kg bis 5,5 kg verwendet, für die Haubitzen waren diese schwerer.

 

Die Geschütze sowie das gesamte sächsische Artilleriematerial war geschwärzt mit Beschlägen in Messing (ins gelbliche spielend). Das Zaumzeug der Gespanne war nicht reglementiert und wurde meist mit den Zugtieren übernommen.

 

Die Artilleristen trugen grüne Röcke im Schnitt der Infanterie mit Rabatte und Kragen in roter Dublüre und Messingknöpfe. Dazu paillefarbene Weste und Hose. Die Füsiliere trugen die allgemeine Artillerieuniform mit kleinen Abweichungen. Ab 1732 wurde eine farbliche Veränderung der Westen (Kamisol) befohlen: Kanoniere, Feuerwerker und Pontoniere erhielten eine grüne, die Füsiliere eine rote.

 

Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass zum Geschützdienst und im Feld auf Grund der schnell entstehenden Verschmutzungen und Pulverrückstände die Westen in paille getragen wurden. Daher macht es durchaus auch Sinn, dass die bisher weiß mit schwarzen Knieriemen und Messingknöpfen getragenen Gamaschen um 1745 durch schwarze ersetzt wurden.

 

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Tafel V:

Kanonier um 1745,
feldmäßig grüner Rock mit Rabatten und Kragen in rot, Hosen paille

Eine Besonderheit der kursächsischen Artillerie waren die Hutabzeichen in Messing. Die Feuerwerker trugen Feuerballen, die Füsiliere  gekreuzte Flinten, gekreuzte Kanonenrohre die Kanoniere, die Mineure eine in die Luft gesprengte Festung und die Pontoniere ein Schild mit Anker. Die Kanoniere trugen den Dreispitz ohne Hutschleife aber mit schmaler Goldtresse. Die Kanoniere waren mit Luntenspieß, Pulverflasche, Zündrute (wurde unter dem Rock getragen) sowie mit ledernen Handschuhen ausgerüstet. Die Füsiliere trugen zum Verrichten der Arbeiten am Geschütz das Gewehr auf dem Rücken.

 

Der Uniformrock der Offiziere war natürlich prächtiger ausgestattet und mit Goldtressen belegt. Dazu paillefarbene bzw. rote Hosen mit weißen Gamaschen oder mit Stiefeln. Im Feld wurden die Offizierssymbole Ringkragen und Schärpe (zu Pferd die Schärpe unter dem Rock) getragen. Bei den Füsilieren trug der Leutnant die Schärpe en bandoulière über dem Rock, dazu den Sponton. Die Unterführer zeichneten sich durch doppelte Aufschlagtressen in Gold aus. Die Satteldecken und Schabrunken der Offiziere war in rot gehalten mit goldenem Tressenbesatz (einfach).

 

Für die Schlacht von Kesselsdorf musste, wie damals üblich, für die Fortbewegung der Geschütze sowie der sonstigen Bagage Fahrzeuge, Bespannungen und Personal angeworben werden. Diese sogenannte „Roßpartei“ besaß leider keine  bzw. nur eine ungenügende Ausbildung, um die anstehenden Transportaufgaben besonders auch im Vielfachgespanndienst zu bewältigen. Die Folge waren häufig schwere Schäden des Transportgutes. Aber auch die eingesetzten Zugtiere wie Pferde und Ochsen entsprachen nicht den gewünschten Anforderungen.

 

Es wurde damals zwei Bereiche unterschieden: erstens das Artilleriefuhrwesen (die gesamte Feldartillerie) und zweitens das Armeefuhrwesen (auch als Kommissariatsfuhrwesen bezeichnet) mit sämtliche Regimentsfuhrwerken. Das Personal bestand aus Knechten (Stückknechte bei Artilleriefuhrwesen), Wagenmeistern und Schirrmeistern. Uniformierung wie folgt:

 

Artilleriefuhrwesen: weißer Rock ohne Rabatten mit grünen Aufschlägen und gelbmetallene Knöpfe, grüne Weste, lederne oder strohfarbene Hosen, dazu Stulpenstiefel, schwarzer Dreispitz ohne besondere Abzeichen

 

Armeefuhrwesen: weißer Rock mit roten Abzeichen und roter Weste, restliche Ausrüstung wie Artilleriefuhrwesen

 

 

 

 
Fahnen

 

Auf Grund der fehlenden Fahnenoriginale aus dieser Zeit ist das genaue Aussehen schwer zu bestimmen und die bereits existierenden Darstellungen in der Literatur widersprechen häufig. Daher werde ich die Ausführungen zu diesem Thema kurz halten. Generell ist zu sagen, dass von der Infanterie und Artillerie Fahnen, von der Kavallerie Standarten geführt wurden.

 

Bei der Infanterie hatte jede Kompanie eine Fahne. Die Leibkompanie hatte eine weiße Fahne, die anderen Fahnentücher entsprachen der Dublürefarbe des Regimentes. Allgemein waren beide Seiten der Fahne mit verschiedenen Symbolen wie dem kursächsische Wappen, dem gekrönten Namenszug August III. umrahmt von zwei Palmenzweigen oder auch dem polnischen Adler bzw. dem litauischen Reiter, versehen. Eine einheitliche Regelung schien nicht zu existieren.

 

Der Fahnenschaft hatte eine Länge von 3,15 m, die Spitze war 24 cm lang. Die Leibfahnen hatten einen längeren Schaft. Die Abmessungen des Fahnentuches war unterschiedlich und konnte zwischen 3,30 x 2,50 m und 2,00 x 1,00 m variieren. Bei der Kavallerie führte jede Eskadron bzw. Schwadron eine Standarte mit rechteckiger Form.

 

Im Gefecht wurden die Fahne durch einen Fähnrich, bei der Kavallerie durch einen Kornett getragen. Geschützt wurde die Fahne durch besondere Kommandos.

 

 

Quellenangaben

 

Michael Preil - Militärgeschichtlicher Reiseführer Sachsen - Verlag Mittler & Sohn, Hamburg 1996

Artur Brabant - Kesselsdorf und Maxen. Zwei Winterschlachten bei Dresden - Verlag Alexander Köhler, Dresden 1912

Dorn/Engelmann - Schlachten Friedrich des Großen - Bechtermünz Verlag 1996

Reinhold Müller - Die Armee August des Starken - Militärverlag der DDR 1987

Müller/ Vetters - Im Dienste Sachsens - Verlag der Kunst Dresden 2001

Wörterbuch zur Deutschen Militärgeschichte - Militärverlag der DDR 1985

Wolfgang Friedrich - Uniformen der Kurfürstlich Sächsischen Armeen 1683-1763 - Selbstverlag Arbeitskreis Sächsische Militärgeschichte e.V. Dresden, 1998

Zeichnungen, Abbildungen und Fotos soweit nicht anderweitig gekennzeichnet: Dirk Brendler

 

Dirk Brendler: 
Kesselsdorf 1745 - Eine Winterschlacht bei Dresden
Die entscheidende Niederlage der sächsischen Armee im 2. Schlesischen Krieg