Dirk Brendler:
Uniformierung und Ausrüstung der sächsischen Armee um 1745
Seite 1. Infanterie.
 
Zeichnungen von Dirk Brendler

 

Nach dem Ende des fast achtzehnjährigen Krieges gegen die Schweden wurde ab 1719 die sächsische Armee im Zuge einer mehrjährigen Reform unter August dem Starken auf eine Stärke von ca. 30.000 Mann gebracht. Eine Besonderheit hierbei war, dass die Armee fast ausschließlich aus Sachsen bestand. Viele Offiziere kamen jedoch auch aus anderen deutschen Staaten sowie aus Polen, Italien, Ungarn, der Schweiz und Irland.

 

Im Zuge dieser Reform und der Erhöhung des Personalbestandes wurden Exerzierreglements erneuert und eine vollständige neue Uniformierung und Ausrüstung einschließlich Bewaffnung eingeführt. Im Jahre 1729 ging dann die Verantwortung für die Uniformierung und Ausrüstung der Soldaten von den Regimentschefs auf den Landesherrn über. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten war das Aussehen der sächsischen Uniform einem ständigen Wandel unterworfen.

 

In der folgenden Betrachtung wird nur auf die in der Schlacht bei Kesselsdorf am 15. Dezember 1745 eingesetzten Regimenter und Truppenteile eingegangen.

 

 

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Tafel I:

A  Grenadier der Leibgrenadiergarde

B  Seitenansicht Füsilier Rgt. von Rochow; der dublürefarbene Kragen wurde nur bis 1744 getragen

C  Korporal Rgt. von Weißenfels; bewaffnet mit Kurzgewehr, Infanteriedegen und Pistole am Bandelier; Korporale zeichneten sich durch eine einfache Tresseneinfassung der Aufschläge und Taschenklappen aus

D  Granattasche für Grenadiere

 

 Infanterie

Durch die Verordnung (eine sog. „Allerhöchste Entschließung“) vom 23. Juli 1734 erhielt die Linieninfanterie weiße, zweireihige Röcke mit Rabatten. Ausnahmen hierbei bildeten die Leibgrenadier-Garde und das Regiment Rochow. Diese Regimenter trugen einen roten bzw. grünen Rock. 1741 verlor die Infanterie die Rabatten auf den Röcken. Die Knöpfe auf den Röcken waren 2:2:2, in gleich großem Abstand angeordnet. Die Ärmelaufschläge waren rund geschnitten, hinten zwei senkrecht untereinander sitzende Knöpfen. Bei den Regimentern, deren Chef Mitglied des Königl/ Kurfürstl. Hauses war, saßen die Knöpfe 1:2:3 auf der Vorderseite des Rockes.

 

Die Hosen waren weißleinen bzw. hellpaille, dazu schwarztuchene oder weißleinene Gamaschen. Die Kragen der Mannschaftsröcke waren weggefallen, während die Offiziere und Unteroffiziere weiterhin farbige Rockkragen in Abzeichenfarbe trugen. Getragen wurde der für diese Zeitperiode typische Dreispitz bzw. die Grenadiermütze. Die Mannschaften hatten 1745 keine Hutborten mehr. Unteroffiziere zeichneten sich durch Tresseneinfassung der Aufschläge und Taschenklappen aus, beim Korporal einfach, beim Sergeanten zweifach. Offiziere waren ausgestattet mit Schärpe, Ringkragen sowie einem Degen mit Portepee. Allgemein wurden silberne Schärpen, mit karmosinfarbenen Fäden durchzogen, getragen.

 

Die Dublürefarben für die einzelnen Regimenter im Jahre 1745 sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt. Der Ausdruck Dublüre ist ein speziell für die kursächsischen Uniformen verwendeter Begriff und entspricht den Abzeichen (Ärmelaufschlag, Kragen, Rabatten und Schoßumschlag).


 

 

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 A    Offiziersponton Rgt. 2. Garde, dieses Modell wurde wahrscheinlich zwischen 1734 - 1748 getragen; auf der Klinge ist der gekrönte Namenszug „AR“ (Augustus Rex) zu sehen, darunter auf der Vorderseite die gekreuzten Kurschwerter als Zeichen der sächsischen Kurwürde; auf der anderen Seite das von Polen und Litauen gevierte Wappen mit aufgelegtem Herzschild, das von dem Kur- und Rautenkranzwappen gespalten ist.

B   Kurzgewehr der Infanteriekorporale,

 

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C   Schärpe, silbern mit karmosinfarbenen Fäden durchzogen

D   Offiziersdegen 1733 - 1763, auf der Klinge ist der gekrönte Namenszug zu erkennen

 

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E  Ringkragen für Offiziere um 1740, mit den zwei Wappenschilden (das von Polen und Litauen gevierte Wappen mit dem polnischen Adler und dem litauischen Reiter sowie dem sächsischen Wappenschild)

F  Pistole mit Bandelier der Unterführer, getragen an der rechten Seite

 

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G   Steinschlossgewehr
(Detailansicht des Schlosses)

 

 

Regiment

Rock

Dublüre

Weste

Knöpfe

Leibgren.-
Garde  

rot

gelb

gelb

Zinn

2. Garde      

weiß

krapprot

krapprot

Zinn    

Königin   

weiß

cochenillerot  

cochenillerot

Messing

Weißenfels

weiß

franzbleum.  

franzbleum.

Messing

Brühl   

weiß

ponceaurot  

ponceaurot

Messing   

   (Aufschlag weiß)     

Rochow

grün

rot  

rot   

Messing

Cosel  

weiß

dunkelgrün

dunkelgrün

Messing   

Allnpeck

weiß

franzbleum.

franzbleum.

Zinn  

Nik. v. Pirch

weiß     

o.gelb

o.gelb

Zinn

Franz v. Pirch  

weiß

 dunkelgrün

dunkelgrün

Zinn

Niesemeuschel  

weiß

 gelb

gelb  

Messing  

 

Tafel VII:

Grenadiermütze Rgt. von Schönberg,

schwarzes Wachstuch mit Messingbeschlägen, mit Auflösung der Leibgarde zu Fuß übernahm 1741 das neugebildete Rgt. von Schönberg diese Mütze, 1745 führte dieses Rgt. den Namen von Rochow; dieser Mützentyp sah der preußischen Füsiliermütze ähnlich, es wird angenommen, dass Grenadiermützen gleicher Art auch von den Grenadieren der anderen Regimenter getragen wurde; in diesen Fällen das Vorderblech in Tuch von Dublürefarbe unterlegt, Kranz und Kopf in Rock- und Dublürefarbe

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Bewaffnet war die Infanterie mit dem glattläufigen Steinschlossgewehr mit Bajonett (die Suhler Gewehrfabrik wurde damals als die qualitativ beste eingeschätzt) sowie dem Infanteriesäbel, Offiziere trugen das Sponton (unterschiedlich in Form und Ausführung)  und die Unterführer das Kurzgewehr (Stangenwaffe). Unteroffiziere und Gefreite trugen an der rechten Seite eine Pistole in einer Tasche am Bandelier umgehängt.

Die Infanterieregimenter bestanden aus je zwei Bataillonen. Ab 1742 wurden die bisher auf die Kompanien verteilten Grenadiere in separaten Kompanien zusammengezogen. Somit erhielt jedes Regiment ein Etat von zwölf Musketier- und zwei Grenadierkompanien. Insgesamt zählte der Personalbestand eines Regimentes ca. 1450 Mann. Die als selbständige Einheiten formierten Grenadierkompanien wiesen folgende Struktur auf:

1 Kapitän (jeweils der Chef), 1 zugeteilter Kapitän, 1 Premierleutnant, 2 Sousleutnante.

4 Sergeanten, 1 Fourier, 1 Feldscher, 4 Tamboure, 4 Pfeifer.

6 Gefreite, 2 Zimmerleute, 124 Grenadiere, 1 Steckenknecht.

Insgesamt 152 Mann

 

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