Betrachtungen zum Boxeraufstand
Am 14. August 2001 jährte sich die Befreiung des europäischen Gesandtschaftsviertels in Peking zum 100
Male. Hier und da fanden sich kleinere Artikel zu diesem Thema, an den meisten ging es ebenso unbeachtet vorbei wie der 100 Jahrestag des Burenkrieges im vergangenen Jahr. Zur Erinnerung sei die Geschichte nochmals kurz zusammengefaßt.
Nach erheblichen sozialen Unruhen, bedingt durch Mißernten und Überschwemmungen bekam die fremdenfeindliche Bewegung der Yi Ho Tuan (Gesellschaft für Gerechtigkeit und Harmonie) enormen Zulauf. Es handelte
sich hierbei um eine der klassischen chinesischen Geheimgesellschaften die, unzufrieden mit der Regierung und der politischen Ausrichtung des Landes, Angehörige der besitzlosen Klassen sowie kleine
Handwerker und Händler um sich scharte. Die Mitglieder beschäftigten sich mit Faust- und Stockkampf sowie mit magischen Riten, welche sie gegen die Kugeln der "fremden Teufel" unverwundbar machen
sollten. Diese Bewegung wurde von der ausländerfeindlichen Partei des chinesischen Hofes für ihre politischen
Zwecke benutzt und Unruhen im ganzen Land geschürt. Die arrogante Haltung der westlichen Mächte und insbesondere die Intoleranz und Überheblichkeit vieler Missionare taten ein übriges, um eine
explosive Lage zu erzeugen. Als Anfang Juni Marineinfanteristen verschiedener Nationen
zum Schutz der Botschaften nach Peking verlegt wurden, gewann die fremdenfeindliche Partei des Prinzen Tuan schließlich die Oberhand und auch chinesisches Militär unter dem Befehl von Tuan ergebenen Generalen wurde um Peking zusammengezogen. Mittlerweile war die Stadt durch den Zuzug tausender Boxer zu einem Hexenkessel geworden, dessen Spannung sich schließlich in der Ermordung des japanischen Kanzler Sugiyama am 11. Juni und des deutschen Gesandten Baron v. Ketteler am 20 Juni entlädt.
Bereits seit dem 13 Juni gab es Schußwechsel und Angriffe der Boxer. Nach dem alliierten Angriff auf die Taku
Forts an der Küste vor Tientsin greift schließlich auch die chinesische Armee in die Kämpfe um Peking ein, nachdem sie bereits seit dem 10 Juni den Vorstoß einer Entsatztruppe unter Admiral Seymour
verhindert. Dessen vergebliche Versuche, mit 2000 Mann nach Peking durchzubrechen enden schließlich in einem Rückzug nach Tientsin, um das noch bis zum 14. Juli erbittert gekämpft wird.
Mittlerweile sind die großen Kolonialmächte, einschließlich der USA, Rußlands und Japan alarmiert und schicken Truppenverbände
nach China. Ein neuerlicher Vorstoß, diesmal mit rund 20 000 Mann (in der Hauptsache Russen und Japaner) dringt bis Peking durch und nach 55 Tagen wird am 14. August die kaiserliche Hauptstadt eingenommen
und die eingeschlossenen weißen Zivilisten, Soldaten und chinesischen Christen befreit. Die Kämpfe in den
Provinzen dauern an und internationale Besatzungstruppen nehmen Schlüsselstellungen im ganzen Reich ein. Auch Deutschland schickt ein "Ostasiatisches Expeditions- Korps" und Feldmarschall Graf Waldersee wird
sogar Oberkommandierender der alliierten Truppen in China. Wilhelm II verabschiedet seine Truppen mit der berüchtigten "Hunnenrede" , weshalb die deutschen im englischen Sprachgebrauch in beiden Weltkriegen
"the Huns" genannt wurden. Nun aber zum wesentlichen , was den Figurenfreund interessiert.
Wie lassen sich diese Ereignisse mir unseren Sammelobjekten darstellen? Um es vorwegzunehmen, außer einer
brandneuen Packung Boxerfiguren im Maßstab 1:32 (Armies in Plastic) ist für die chinesische Seite in 1:72 nichts "von der Stange" zu erhalten. Daher heute ein paar Anregungen, was man alles heranziehen kann,
um Boxer, aber auch "reguläre" chinesische Truppen zu fabrizieren. Die Kontingente der Kolonialmächte werden einem späteren Artikel vorbehalten sein. Hier ist auch die Ausgangslage besser, denn
vieles was vorhanden ist erfordert lediglich eine andere Bemalung.
Wie in der Einleitung erwähnt, wurde der Krieg keineswegs nur von den Boxern geführt. Der hartnäckige Widerstand der Chinesen
resultierte vielmehr aus dem Einsatz z.T. europäisch bewaffneter Truppen. Allerdings waren zahlenmäßige Überlegenheit und moderne Bewaffnung allein noch kein Garant für den Erfolg. Die mangelhafte Ausbildung
und schlechte Führung der Truppen sowie die Machtkämpfe der einzelnen politischen Fraktionen in der Generalität lähmten den erfolgreichen Einsatz und ermöglichten letztendlich den Erfolg der Kolonialmächte.
Auf den ersten (und auch den zweiten) Blick bietet sich ein verwirrendes Bild bei der Vielzahl chinesischer
Truppenteile und Armeen. Ich will daher kurz eine Übersicht der einzelnen Heeresteile geben, bevor ich auf deren Erscheinungsbild und die Umbaumöglichkeiten aus vorhandenen Figuren eingehe. Das chinesische Heer nach der Reorganisation des Jahres 1895 (man hatte gerade eine vernichtende Niederlage gegen die
Japaner einstecken müssen) stellt sich folgendermaßen dar: |